Phytotherapie / Pflanzenheilkunde

Die Phytotherapie – das Heilen mit Pflanzen – ist die älteste Heilkunst. Seit Menschengedenken werden Pflanzen zur Heilung und Vorbeugung von Krankheiten verwendet. Pflanzen bilden in jeder Hinsicht unsere Lebensgrundlage, indem sie die Energie der Sonne und die Mineralstoffe der Erde umwandeln und sie so für uns erschließbar machen. Aus der Sonne als zentrales Lebensprinzip entspringt alle Bewegung und alles Leben. Sie gibt uns Licht und Wärme.

 

Die Pflanzen wiederum transformieren Sonnenlicht in organische Substanz und belebende Kraft. Sie geben uns unsere Nahrung, unsere Kleidung und erfreuen uns mit ihrer Vielfalt. Farben, Düfte und den Schmuck der Erde haben wir den Pflanzen zu verdanken. In der Medizin bilden Pflanzen auch heute noch eine wesentliche Grundlage: Phytotherapie, Aromatherapie, Spagyrik und Homöopathie.

 

In den vergangenen Jahrhunderten wurde die Pflanze vor allem wegen ihrer körperlichen Heilwirkung geschätzt. Die heutige Zeit fordert die Menschen auf, sich nicht nur mit dem Körper sondern auch mit den eigenen Verhaltensmustern, der eigenen Psyche und der seelischen Prozesse auseinander zu setzen. Mit diesem neuen Bewusstsein wächst auch das Interesse daran, die Pflanze in ihrer Ganzheit zu verstehen und ihre psychischen Heilkräfte (das Seelenpotential der Pflanze) für uns zu erschließen und zu nutzen. Über das Beschwerdebild und über die Signatur der Pflanzen wird jede andere Therapie sozusagen “abgerundet”.

 


Wir alle wissen, dass unsere Pflanzenwelt sehr stark mit uns verbunden ist: Wer kennt nicht das subtile Gefühl in der Natur geborgen zu sein. Die innere Freude beim Anblick einer schönen Blume oder den tiefen Atemzug morgens beim Waldspaziergang. Diese Verbundenheit lässt sich in der Therapie mit Pflanzen wunderbar nutzen.

 

Beispiel für angewandte Phytotherapie
Unsere heimischen Pflanzen bieten eine ganze Menge. So ist z.B. der Löwenzahn eine bekannte und beliebte Pflanze bei Stauungs- und Erstarrungsprozessen der Leber. Das Frühjahr ist die Zeit, in der alles neu beginnt. Es ist die Zeit der Wandlung, der Reinigung, der Neuentstehung und des Frühjahrsputzes.

 

Nach der Chinesischen Medizin ist nun das Holzelement am aktivsten und somit auch die Leber und Gallenblase. Wen wundert es, dass man zur Reinigung, zum inneren Frühjahrsputz, zur Erneuerung und zur Ausleitung nun den Löwenzahn überall mit seinen goldenen Sonnenköpfchen bewundern kann.

 

Von klaren und starken Wirkstoffen für bestimmte Krankheiten abgesehen, haben Pflanzen eine noch viel weiter gehende Kraft, das sogenannte “Seelenpotential”. Das bedeutet, dass außer dem messbaren Wirkstoff einer Pflanze auch noch ein Potential in ihr steckt, welches unseren seelischen Zustand heilsam berührt. Durch schonende Verarbeitung der Pflanzen kann diese Kraft weitgehend erhalten bleiben.

 

Hier lernen wir nun den Löwenzahn von einer anderen Seite kennen: Die Hauptmerkmale sind seine Wandlungs- und Anpassungsfähigkeit, Wärme, Fliessen und seine Lebenskraft. Er hilft uns bei Anpassung und Veränderung. Kein anderer Prozess ist auf Seelenebene so mühevoll wie die Veränderung von einmal gebildeten Werten und Anschauungen.

 

Doch wie die Stoffwechselaktivität der Leber sich ständig an Veränderungen anpassen muss, so muss sich auch die Seele ständig neuen Ideen, Wertvorstellungen und Anschauungen anpassen.

 

Gelingt diese Anpassung nur sehr schwer, so führt dies zu Ärger oder Bitterkeit. Der Löwenzahn dynamisiert die anstehenden Prozesse, löst Stauungen und Erstarrungen in Geist und Körper und vermittelt dadurch neue Lebenskraft. Er hilft uns durch seine gelebte Leichtigkeit die Grenzen des eigenen Denkens zu überschreiten und öffnet uns für Neues.